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Meine OP: Schulteroperationen
Die Schulter ist das mobilste Gelenk des Körpers – das macht sie besonders verletzungsanfällig.

Prim. Dr. Gerald Ch. Loho, Vorstand der II. Orthopädischen Abteilung im Herz-Jesu Krankenhaus

DAS SAGT DER FACHARZT. „Nach Refixationen von Sehnen der Rotatorenmanschette bedarf es in der Regel einer Ruhigstellung mittels Schulterbandage für einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen“, sagt Prim. Dr. Gerald Ch. Loho, Vorstand der II. Orthopädischen Abteilung im Herz-Jesu Krankenhaus. Um eine Bewegungseinschränkung oder Schultersteife zu vermeiden, rät der Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Patient*innen, „möglichst bald mit einer passiven und im Anschluss daran mit einer aktiv-assistiven Bewegungstherapie zu beginnen, bis man mit aktiven Bewegungsübungen fortsetzen kann.“

 

Künstlicher Gelenksersatz (Schulter-Prothese)
Das Alter des*der Patient*in spielt bei der Wahl der Prothese eine ebenso große Rolle wie der Zustand der Rotatorenmanschette und das Ausmaß der Schädigung der Gelenkfläche.

 

Anatomische Schulterprothese. Bei einem belastungs- oder altersbedingten Verschleiß mit erhaltener Rotatorenmanschette kann eine anatomische Prothese eingesetzt werden – entweder als Hemiprothese oder als Totalendoprothese. Ziel bei der anatomischen Schulterprothese ist die Rekonstruktion der ursprünglichen Anatomie bei gleichzeitiger Schonung der Sehnenansätze. Bei einer Hemiprothese wird nur die Gelenkfläche des Oberarmkopfes ersetzt, die Pfanne bleibt bestehen. Abhängig davon, wie die Prothese im Knochen verankert wird, unterscheidet man zwischen Kappen-, Kopf- und Stielprothese. Bei ausgeprägter Arthrose – konkret bei deutlich abgenutzter Gelenkpfanne – kann die Implantation einer anatomischen Schulter-Totalendoprothese (Schulter TEP) notwendig sein, die sowohl den Oberarmkopf als auch die Gelenkpfanne ersetzt.

 

Inverse Schulterprothese. Dabei werden die Positionen von Pfanne und Kopf vertauscht – daher die Bezeichnung „invers“ (umgekehrt): An der Stelle, wo in der normalen Anatomie der Oberarmkopf liegt, wird eine Gelenkpfanne eingebracht und dort, wo sich normalerweise die Gelenkpfanne befindet, wird eine künstliche Kugel befestigt. Dadurch verschiebt sich der Drehpunkt im Schultergelenk – die Muskeln können die Funktion der Sehnen der Rotatorenmanschette teilweise übernehmen.

 

„Der Schlüssel zum Erfolg bei der Implantation einer Schulterprothese ist die Verankerung an der Gelenkspfanne des Schulterblattes. Diese ist durch eine computertomographisch unterstützte Planung möglich“, erklärt Loho. Mithilfe der Bilder aus dem Computertomografen kann ein 3D-Modell erstellt werden: Es ermöglicht die Betrachtung des Schultergelenks von allen Seiten und die Simulation von Bewegungen. Auf diese Weise lässt sich der exakte Winkel, in dem das künstliche Gelenk verankert werden soll, bestimmen. „Die Haltbarkeit der Endoprothese wird verlängert, der klinische Outcome verbessert“, zeigt sich der Hauptoperateur am EndoProthetikZentrum von der personalisierten Medizin überzeugt.

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN:

 

Operationen an der Rotatorenmanschette
Ein Sehnenriss heilt nicht von selbst. Allerdings bleiben manche Rupturen unter konservativer Therapie über einen längeren Zeitraum stabil: Ein gezieltes Muskeltraining kann die Funktionsfähigkeit des Armes beispielsweise verbessern. Wenn konservative Maßnahmen nach etwa sechs Wochen keine Besserung bringen, sollte an eine Operation gedacht werden.

 

Minimalinvasive Operation mittels arthroskopischer Naht. Je nach Lokalisation, Ausmaß und Alter des Risses erfolgt die Naht der Sehne am Oberarmknochen meist in arthroskopischer, sehr selten auch in offener Technik. Das häufigste Verfahren ist die Naht mittels Fadenanker: Dabei wird die Sehne wieder an ihrem knöchernen Ansatz befestigt – man spricht dabei von einer Refixation.  Bei ungenügender Sehnenqualität (beispielsweise bei älteren Patient*Innen) kann die Sehne mit einem Patch verstärkt werden.

 

Behandlung eines Engpasssyndroms (Arthroskopische Akromioplastik). Ein operativer Eingriff zur Akromioplastik erweitert den Raum zwischen dem knöchernen Schulterdach und dem Oberarmknochen. Um eine schmerzhafte Enge im Schultergelenk (zum Beispiel bei einem Impingement-Syndrom) zu vermeiden, werden auf der Unterseite des Schulterdachs wenige Millimeter des Knochens abgefräst. Entzündete Schleimbeutel sowie mögliche Verkalkungen können im Zuge der Operation ebenfalls entfernt werden.
Auch bei anderen operativen Eingriffen an der Schulter wird manchmal begleitend eine Akromioplastik durchgeführt – etwa bei der Naht der Rotatorenmanschette.

So funktioniert die Schulteroperation: Im Vergleich zu anderen Gelenken ist das Schultergelenk instabiler und damit entsprechend anfälliger für Verletzungen oder Abnutzungserscheinungen.

DAS KRANKHEITSBILD. Das Schultergelenk besitzt einen großen Bewegungsradius: Verantwortlich dafür ist ein kompliziertes Gefüge, in dem Brustbein, Schlüsselbein, Oberarmkopf, Schulterblatt und Brustkorb über mehrere Gelenke miteinander verbunden und mit zahlreichen Bändern, Muskeln und Sehnen elastisch verspannt sind.
Im Vergleich zu anderen Gelenken ist das Schultergelenk jedoch instabiler und damit entsprechend anfälliger für Verletzungen oder Abnutzungserscheinungen. Schmerzen an der Schulter können ihren Ursprung in der Gelenkfläche selbst haben oder sie können vom Kapselbandapparat ausgehen.

 

Eine der häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen sind Probleme an der Rotatorenmanschette – sie besteht aus vier Sehnen. Am häufigsten von Verletzungen betroffen ist die Supraspinatussehne. Eine Ruptur entsteht entweder durch eine Verletzung, etwa durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm, oder in Folge von Degeneration. Häufig findet man zeitgleich ein Einklemmungssyndrom (Impingement-Syndrom) – eine schmerzhafte Komprimierung von Muskeln und Sehnen im Subakromialraum, dem Bereich zwischen Schulterdach und Oberarmkopf.

 

Der erste Schritt in der Behandlung ist ein konservativer Therapieversuch, bestehend aus der vorübergehenden Einnahme von Schmerzmitteln beziehungsweise antientzündlichen Medikamenten – vor allem aber aus Physiotherapie. Bei anhaltenden Beschwerden beziehungsweise Einschränkungen bei der Sportausübung oder im alltäglichen Leben wird eine operative Behandlung notwendig. Nur bei irreparablen Verletzungen der Rotatorenmanschette oder ausgeprägter Arthrose kann die Implantation eines künstlichen Gelenks (Schulterendoprothese) notwendig sein, um Schmerzfreiheit und Beweglichkeit wiederherzustellen. Dies geschieht in den meisten Fällen mittels Schlüssellochchirurgie.

GUT ZU WISSEN

 

Die Schulter – sensibler Bewegungskünstler
Die Schulter ist rundum genial – im wahrsten Sinne des Wortes: Als Kugelgelenk ermöglicht sie Bewegungen in fast alle Richtungen. Der „Hauptakteur“ in Sachen Mobilitätsvermögen ist das Schultergelenk. Streng genommen setzt es sich aus mehreren Gelenken zusammen: Neben dem Schulterhauptgelenk, welches den Oberarmkopf mit der Gelenkpfanne im Schulterblatt verbindet, gehören kleinere Nebengelenke zur Schulter – unter anderem das Schultereckgelenk, die Verbindung zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein.

 

…schützende Puffer
Zum Schutz der Gelenke sind die Innenseite der Schulterpfanne und der Oberarmkopf mit Gelenkknorpel überzogen. Gelenkskapseln geben kontinuierlich Gelenksflüssigkeit ab: Diese „Gelenksschmiere“ verringert die Reibung und versorgt das Knorpelgewebe mit Nährstoffen. Der Schulter sind außerdem mehrere Schleimbeutel eigen, die überall dort zu finden sind, wo Muskeln, Sehnen, Knochen und Bänder gegeneinander verschiebbar und beweglich sein müssen.

 

…Teamwork mit der „Rotatorenmanschette“
Anders als beim Hüftgelenk, ist der Gelenkskopf beim Schultergelenk nicht tief in der Gelenkpfanne verankert – vielmehr liegt er nur an ihr an. Gelenkkopf und Gelenkpfanne der Schulter werden durch ein dynamisches Zusammenspiel aus Muskeln, Sehnen und Bändern zusammengehalten. Diese stabilisieren die Schulter und sind für die Bewegung, auch die Innen- und Außenrotation, sowie für das seitliche Abspreizen des Armes verantwortlich.
Muskeln, Sehnen und Gelenke sind perfekte Kooperationspartner: Sobald einer der Beteiligten durch Verletzung oder Verschleiß in seiner Funktion gestört ist, verliert die Schulter die exakte Führung in der Schultergelenkspfanne. Die Folgen können Bewegungseinschränkungen und Schmerzen sein.

 

Herz Jesu-Krankenhaus, Abteilung: II. Orthopädische Abteilung

 

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Klinikguide-Autorin: Mag.a Sylvia Neubauer