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Meine OP: Mandel-Operationen
Die Tonsillektomie ist einer der häufigsten Eingriffe im operativen HNO-Bereich.

Prof. PD Dr. Christoph Arnoldner, MBA, stellvertretender Leiter der HNO Universitätsklinik AKH Wien

DAS SAGT DER FACHARZT. Trotz schonender Operationstechniken kann es zu Nachblutungen kommen: Diese treten vor allem in den ersten beiden Tagen nach dem chirurgischen Eingriff und dann etwa eine Woche später, wenn sich der Schorf ablöst (Sekundärblutung), ein. „Entscheidend ist hier die Rolle des*der Patient*in“, macht Prof. PD Dr. Christoph Arnoldner, MBA, stellvertretender Leiter der HNO Universitätsklinik am AKH in Wien auf die Bedeutung des richtigen Verhaltens nach der OP aufmerksam: „Die Gefahr der Risiken bleibt klein, wenn in den ersten beiden Wochen nach der Operation alles vermieden wird, was einen Blutandrang im Kopf hervorruft: Meiden sollte man unter anderem sportliche Aktivitäten, das Heben von schweren Lasten sowie Hitze von außen – zum Beispiel Haarewaschen. Außerdem sollte man kein heißes Essen zu sich nehmen.“ Eine regelmäßige Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sei unter Einnahme von Schmerzmitteln aber dennoch ratsam: „Manche Patient*innen denken, es wäre gut, eine Woche nichts zu essen. Jedoch ist das Gegenteil der Fall: Nahrungskarenz erhöht das Nachblutungsrisiko“, empfiehlt der Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde weiche, pürierte Kost zu verzehren.

 

Mandeln – Abwehr an vorderster Front. Sie sind das Herzstück des lymphatischen Rachenrings und die Wächter des Immunsystems: Die Rede ist von den Mandeln, fachsprachlich auch Tonsillen genannt. Alles, was über Mund und Nase in den Körper gelangt, muss zunächst die Mandeln passieren – sie fungieren als Schutzschirm und bekämpfen Bakterien und Viren, die in die oberen Atemwege einzudringen versuchen. Außerdem ist ihnen eine Erinnerungsfähigkeit eigen: Mandeln prägen sich typische Charakteristika von Krankheitserregern ein und melden diese über eine Art Frühwarnsystem an andere Immunorgane. Speziell im Alter zwischen 3 und 6 Jahren tragen sie zur Entwicklung des immunologischen Gedächtnisses und zum Aufbau der körpereigenen Abwehrkräfte bei – in den ersten Lebensjahren vorübergehend vergrößerte Mandeln bilden sich bis zur Pubertät oft von allein zurück.

 

 

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN.

 

  • Teil- oder vollständige Entfernung der Gaumenmandeln: Bei einer Tonsillektomie werden beide Gaumenmandeln mit Hilfe chirurgischer Instrumente vollständig aus ihrem Bett geschält.
    Bei der Tonsillotomie bleibt ein Teil des Gewebes erhalten: Geschont werden vor allem die größeren Gefäße, welche die Mandeln mit Blut versorgen. Neben dem Vorteil, dass die Abwehrfunktion der Mandeln erhalten bleibt, birgt diese Methode auch geringere Schmerz- und Blutungsrisiken. Ein möglicher Nachteil: Das restliche Gewebe kann sich trotz Teilentfernung weiterhin entzünden.

 

  • Entfernung der Rachenmandel: Die Rachenmandel liegt oberhalb des Zäpfchens hinter der Nase. Bei einer Adenotomie wird die wuchernde Rachenmandel durch den Mund aus dem Nasenrachen ausgeschält – unter Schonung von Schleimhaut und Muskeln. Wenn sich im Mittelohr Flüssigkeit angesammelt hat, wird während der OP zusätzlich ein kleiner Schnitt ins Trommelfell gemacht, um das Mittelohr zu belüften und den sogenannten Paukenerguss abzusaugen.

So funktioniert die Mandel-Operationen: Die Mandeln sind das Herzstück des lymphatischen Rachenrings und die Wächter des Immunsystems.

DAS KRANKHEITSBILD. Wiederholt entzündete und/oder vergrößerte Mandeln sind die häufigsten Indikationen für eine Operation.

 

  • Vergrößerte Mandeln: Neben den Gaumenmandeln kann auch die Rachenmandel vergrößert sein. Vergrößerte Gaumenmandeln (Tonsillenhyperplasie) können das Atmen und Schlucken erschweren. Die Folgen sind eine verstärkte Mundatmung, nächtliches Schnarchen bis hin zu Atemaussetzern. Vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide Vegetationen – umgangssprachlich besser unter „Polypen“ bekannt) bergen das Risiko, die Nase beziehungsweise den die Eustachische Röhre (die Verbindung vom Mittelohr zum Nasen-Rachen-Raum) zu verstopfen. Übergroße Mandeln begünstigen außerdem bestimmte Erkrankungen, zum Beispiel Mittelohrentzündungen sowie Entwicklungs- und Sprachprobleme durch Hörminderung.

 

  • Häufige Entzündungen: Mandeln filtern Keime aus der Atemluft und Nahrung. Bei wiederkehrenden Entzündungen können sie dieser Abwehrfunktion nicht mehr nachkommen und selbst zur Brutstätte für Krankheitserreger werden. Als Entscheidungsgrundlage für eine Operation dient die Anzahl von Infektionen in den letzten zwölf Monaten: Die teilweise oder vollständige Entfernung der Gaumenmandeln ist dann eine therapeutische Option, wenn mindestens drei bis fünf bakterielle Mandelentzündungen pro Jahr auftreten, die wiederholt Antibiotika-Gaben erfordern.

 

GUT ZU WISSEN: Es gibt insgesamt vier Mandeln

  • Rachenmandel (Tonsilla pharyngica),
  • Gaumenmandel (Tonsilla palatina),
  • Zungenmandel (Tonsilla lingualis) und
  • Tubenmandel (tonsilla tubaria)

zusammen bilden sie den Waldeyer’schen Rachenring.

Universitätsklinikum AKH Wien, Abteilung: Univ. Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten

 

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Klinikguide-Autorin: Mag.a Sylvia Neubauer