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Meine OP: Hüftprothese (Gelenkabnutzung)
Coxarthrose lässt sich heutzutage optimal – und an das Leben der Betroffenen angepasst – behandeln.

Univ. Doz. Dr. Wolfgang Schneider, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie.

DAS SAGT DER FACHARZT. Patient*innen müssen bereits im Vorfeld der Operation mit umfassenden Informationen auf den Eingriff vorbereitet werden, physiotherapeutische Beratung und Schulung in der Verwendung der unmittelbar nach der Operation notwendigen Gehhilfen geben unseren Patient*innen die notwendige Sicherheit. Der Eingriff findet unter optimaler Schonung von Faszien, Muskeln und Nerven statt – diese Art der „minimalinvasiven Chirurgie“ gehört heute an spezialisierten Abteilungen zum Standard. Über einen relativ kleinen Hautschnitt wird unter Erhalt aller Muskeln der Schenkelhals freigelegt, der geschädigte Hüftkopf entfernt und Hüftpfanne und Oberschenkelschaft mit speziellen Fräsen vorbereitet. Das neue Hüftgelenk wird in den Knochen eingepresst, damit das Implantat mit den eigenen Knochen verwächst. So muss für die Verankerung kein Knochenzement verwendet werden. Das bestgeeignete Implantat und die notwendige Größe werden schon vor der Operation über eine Computer-Planung festgelegt, ebenso wird dabei die ideale Positionierung des Implantates festgelegt. Fortschritte in der Operationstechnik, den Narkoseverfahren und der Schmerztherapie ermöglichen es, dass Patient*innen bereits einige Stunden mit ihrem neuen Gelenk aufstehen können, und dieses auch schon voll belasten können. Ebenso ist es heute problemlos möglich, bereits am zweiten oder dritten Tag nach der Operation nach Hause zu gehen, um sich daheim in der gewohnten Umgebung weiter zu erholen.

 

UNSER EXPERTE. Univ. Doz. Dr. Wolfgang Schneider, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, leitet die 1. Orthopädische Abteilung am Herz Jesu-Krankenhaus Wien.

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Ist die Arthrose so weit fortgeschritten, dass physiotherapeutische und weitere nicht-operative Maßnahmen nicht mehr greifen und der Leidensdruck immer größer wird, steht mit dem Einsetzen einer Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) ein therapeutisches Mittel zur Verfügung, das ein normales, schmerzfreies und sportlich aktives Leben ermöglicht. Moderne künstliche Hüftgelenke warten heutzutage mit einer extrem hohen Haltbarkeit auf, wissenschaftliche Studien belegen eine Haltbarkeit von 35 Jahren und länger, sodass bei den meisten Patient*innen davon ausgegangen werden kann, dass das eingesetzte Implantat ein Leben lang hält. Moderne Hüftendoprothesen sind heute so konstruiert, dass durch die Verwendung optimaler Materialien (Titan, Keramik, verschleißfestes Polyethylen), sowie durch die Minimierung und anatomische Formgebung der Implantate der Eingriff selbst sehr schonend durchgeführt werden kann.

Unser Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, bestehend aus Hüftpfanne und Hüftkopf, beide von elastischem Knorpel überzogen, der hohe Belastung übertragen kann.

DAS KRANKHEITSBILD. Unser Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, bestehend aus Hüftpfanne und Hüftkopf, beide von elastischem Knorpel überzogen, der hohe Belastung übertragen kann und Gleitfähigkeit und großen Bewegungsumfang gewährleistet. Über beide Hüftgelenke wird das Gewicht des Oberkörpers auf die Beine übertragen, kräftige Muskeln und Bänder stabilisieren das Hüftgelenk und damit den gesamten Körper beim Gehen, Stehen und auch bei allen sportlichen Belastungen. Kommt es zu einem Verschleiß dieses Gelenkknorpels – Mediziner sprechen dann von Arthrose – können diese Funktionen nicht mehr in vollem Umfang übernommen werden. Durch Reduktion der Knorpeldicke, durch Einrisse oder kompletten Verlust des Knorpels entstehen chronisch entzündliche Veränderungen, die in typischer Weise zu einer schmerzhaften Reduktion der Belastbarkeit und der Beweglichkeit führen. Diese Schmerzen treten anfänglich nur zu Beginn der Bewegung auf – bei den ersten Schritten nach längerem Sitzen und Liegen, in weiterer Folge führt der dauerhaft anhaltende Schmerz zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.

 

Gewohnte Alltagstätigkeiten und sportliche Belastung werden dann immer schmerzhafter, letztendlich hilft auch die Einnahme von Schmerzmedikamenten kaum mehr. Der Arzt erkennt die Probleme meist schon an der Beschreibung der Symptome während des Patientengesprächs, ergänzt durch die klinische Untersuchung und Bewegungsprüfung; eine Röntgenuntersuchung zeigt das klassische Bild der Coxarthrose mit Verringerung der Knorpeldicke, knöchernen Anlagerungen rund um das Gelenk und Ausbildung kleinerer Zysten in den knöchernen Anteilen der Hüftgelenkes. Die Diagnose der Coxarthrose ist durch den erfahrenen Orthopäden leicht zu stellen, Zusatzbefunde – wie zum Beispiel eine Magnetresonanztomographie – sind nur in Ausnahmefällen nötig. Die Coxarthrose tritt als degenerative Erkrankung natürlich bevorzugt in höherem Alter auf, kann aber, bedingt durch Übergewicht, sportliche Fehlbelastung, angeborene Fehlstellungen und chronisch entzündliche Erkrankungen bereits zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auftreten.

VERMEIDUNG VON RÜCKFÄLLEN. Die erlernten physiotherapeutischen Übungen können von Patient*innen zu Hause problemlos selbständig durchgeführt werden, ein Rehabilitations-Aufenthalt einige Wochen nach der Operation führt die Patient*innen wieder an ihre normale Belastung und auch an ihre sportlichen Tätigkeiten heran. Heutzutage gibt es nach erfolgter Operation und Rehabilitation eigentlich keine Einschränkungen in sportlicher Hinsicht mehr.

Herz Jesu-Krankenhaus, Abteilung: I. Orthopädische Abteilung

 

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Klinikguide-Autorin: Sonja Streit