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Meine OP: Hüftgelenkswechsel
Jüngere Menschen unter 65 Jahren müssen mit der Möglichkeit eines Prothesenwechsels rechnen.

Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Kepler Universitätsklinikum Linz, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie.

DAS SAGT DER FACHARZT. „Im Vergleich zum ersten Eingriff ist die Funktion des revidierten Hüftgelenkes zwar immer noch gut, eine Wechseloperation geht aber statistisch gesehen mit einem höheren Risiko für Komplikationen einher“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Leiter des Endoprothetik Zentrums im Kepler Universitätsklinikum in Linz. Zu den wesentlichen Komplikationen gehören Protheseninfekte, Hüftluxationen (Ausrenken) und Beinlängenunterschiede. Je nach operativem Zugang besteht auch das Risiko einer bleibenden Muskelschwäche. Bei bakteriellen Protheseninfektionen liegt die Erfolgsrate bei konsequenter und leitliniengerechter Therapie etwa bei 85 bis 90 Prozent, dass die Hüfte nach der Behandlung infektfrei bleibt und eine Sanierung gelungen ist.

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Der Hüftprothesenwechsel erfordert im Vergleich zur Erstimplantation der Hüftprothese ein hohes Maß an operativer Erfahrung, um Knochen und Weichteile maximal zu schonen.
Zahlreiche Faktoren können sich erschwerend auf den Prothesenwechsel auswirken: Die Tragfähigkeit des Beckenknochens unter der Gelenkpfanne oder des Oberschenkelknochens kann durch die vorangegangene Implantation der Prothese und als Folge der Lockerung stark vermindert sein. Die Anatomie beziehungsweise Form des Hüftgelenks und auch die Knochenstabilität kann durch Vorerkrankungen wie Osteoprose und Voroperationen verändert sein. Knochendefekte, die als Folge von Osteolyse, Infektion oder Lockerung der Prothese entstanden sind, können die sichere Verankerung einer Wechselprothese erschweren und machen meist lange Schaftprothesen und am Becken metallischen Knochenersatz notwendig.

 

Zumeist muss der*die Chirurg*in den noch vorhandenen Knochen mit Knochenersatzstoffen (aus Metall, Fremd- oder Kunstknochen) verstärken, um einen sicheren Halt der neuen Prothese zu gewährleisten. Mit Spezialimplantaten wie beispielsweise Abstützschalen an der Gelenkpfanne kann man auch in einem geschwächten Knochen ein stabiles Implantat verankern.
Bei Protheseninfektionen können multiresistente Keime (MRSA) beteiligt sein, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Die Sanierung des Infektes als Voraussetzung für einen sicheren Einbau wird dadurch merklich erschwert und ein zweizeitiges Vorgehen mit antibiotikahaltigen Interimsprothesen (Spacern) ist notwendig.

So funktioniert die Hüftgelenkswechsel-Operation: Eine Hüft-TEP (Totalendoprothese der Hüfte) hat in 90% der Fälle eine Lebensdauer von 20 Jahren und mehr.

DAS KRANKHEITSBILD. Jede „künstliche Hüfte“ hat eine begrenzte Lebensdauer. Für die meisten Patient*innen, die ihre Hüft-TEP (Totalendoprothese der Hüfte) erst im höheren Lebensalter erhalten, spielt das selten eine Rolle, da heute in 90 Prozent der Fälle 20 Jahre und mehr erreicht werden. Jüngere Menschen unter 65 Jahren müssen aber durchaus mit der Möglichkeit eines Prothesenwechsels rechnen. Tritt der seltene Umstand ein, das Hüftgelenk oder Teile davon tauschen zu müssen, sind die häufigsten Gründe für diese sogenannte Revision in Österreich die Lockerung der Prothese und eine Protheseninfektion oder ein Auskugeln des Gelenkes (Luxation).

 

Nach der Prothesen-Revision hat die Wechselprothese meist eine kürzere Lebensdauer. Auch die Komplikationsrate ist im Vergleich zur Erstimplantation leicht erhöht.
 Es hängt vor allem vom Prothesentyp und der Art der Lockerung ab, welche Komponenten ausgetauscht werden. Häufig reicht es, nur die lockeren beziehungsweise defekten Teile zu tauschen. Das ist zumeist der Prothesenschaft oder die Gelenkpfanne beziehungsweise bei Verschleiß die Pfannenauskleidung (Inlay). Eine bakterielle Besiedelung der Prothesenteile vor der Operation muss durch eine Gelenkpunktion ausgeschlossen werden, da bei einer Infektion stets alle Prothesenteile getauscht werden müssen.

Linz Kepler Universitätsklinikum, Abteilung: Orthopädie und Traumatologie

 

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Klinikguide-Autorin: Anna Essl