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Meine OP: Herzschrittmacher
Ist das Herz aus dem Takt geraten, kann die Implantation eines Schrittmachers oder implantierbaren Defibrillators (ICD) indiziert sein, um wieder ein normales Leben führen zu können.

DAS SAGT DIE FACHÄRZTIN. „Herzrhythmusstörungen sind häufig und können harmlos, aber auch potentiell lebensbedrohlich sein. Eine Abklärung durch den Arzt sollte daher unbedingt erfolgen. Patient*inne, die einen Schrittmacher, CRT oder ICD tragen, müssen das Gerät regelmäßig kontrollieren lassen. Dabei wird die Funktion des Schrittmachers überprüft. Neben der eigentlichen Funktion, der Stimulation beziehungsweise bei ICDs der Therapie von Rhythmusstörungen, können implantierbare Geräte eine Vielzahl von Messparametern wie Herzfrequenzprofil, eventuell vorliegende anderen Rhythmusstörungen (wie zum Beispiel Vorhofflimmern), Patientenaktivität und einiges mehr erheben. Es können bei manchen Geräten wichtige Information für die Betreuung der Patient*innen mit Herzschwäche erhoben werden, die auf eine mögliche Verschlechterung hinweisen. Die Programmierung des Gerätes kann individuell auf den*die Patienten*Patientin angepasst werden. Patient*innen mit einem bereits implantierten Schrittmacher, Defibrillator oder Looprecorder können außerdem telemedizinisch nachbetreut werden. Die Telemedizin ermöglicht die Kontrolle des implantierten Gerätes und Erkennung von Rhythmusstörungen von zuhause, ohne dass der*die Patient*in den*die Arzt*Ärztin aufsuchen muss. Dies stellt eine einwandfreie Funktion des Schrittmachers sicher und ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Problemen wie Rhythmusstörungen.“

 

Besondere Vorsicht im Alltag
Ob Sport, Hobbys oder Beruf – das Tragen eines Herzschrittmachers ermöglicht ein völlig normales Leben. Allerdings können manche Faktoren störend auf den Schrittmacher wirken, weshalb diesbezüglich Vorsicht geboten ist. Mobiltelefone sollten nicht in der Brusttasche getragen werden oder dem Schrittmacher zu nahe kommen. Sicherheitsschleusen an Flughäfen oder Diebstahlsicherungen in Geschäften könnten die Funktion beeinträchtigen, sofern Betroffene diese nicht zügig passieren. Eine MRT sollte nur nach Rücksprache erfolgen und erfordert eine Umprogrammierung des Gerätes. In der Regel sind mögliche Störfelder gekennzeichnet, dennoch sollten sich Menschen, die einen Herzschrittmacher tragen, bewusst machen, dass ihr Gerät zum Beispiel hin und wieder durch andere elektronische Geräte gestört werden könnte.

 

UNSERE EXPERTIN. Prof.in Dr.in Marianne Gwechenberger ist Fachärztin für Kardiologie und Leiterin der Schrittmacher-Ambulanz sowie Oberärztin an der Klinischen Abteilung für Kardiologie im AKH Wien.

DIE BEHANDLUNGSMETHODEN. Herzschrittmacher: Nicht jede Bradykardie muss behandelt werden. Patienten können asymptomatisch sein oder Symptome wie Müdigkeit, Atemnot, Schwindel, Ohnmacht oder auch verminderte Leistungsfähigkeit bis hin zum Tod aufweisen. Ein Herzschrittmacher übernimmt bei fehlender Eigenaktivität des Herzens die Impulsbildung und stimuliert so das Herz.
Wurde eindeutig eine Erkrankung oder Störung des Herzens diagnostiziert, die mittels Herzschrittmacher therapiert werden muss, richtet sich die Wahl desselben nach der zugrunde liegenden Problematik. Chirurgisch implantierte Herzschrittmacher verfügen zum einen über ein bis zwei dünne Elektroden beziehungsweise Sonden, die mit dem Vorhof und/oder der Herzkammer verbunden werden, sowie eine Batterie. Moderne Schrittmacher sind kleine Minicomputer, und die Programmierung kann den Bedürfnissen des*der Patient*innen angepasst werden. Zusätzlich können sie mittels Telemetrie-Funktion die Daten direkt an das behandelnde Zentrum übertragen. Sie überwachen den Eigenrhythmus und geben nur im Bedarfsfall elektrische Impulse an das Herz ab, damit sich der Herzmuskel zusammenzieht und somit die Herzfrequenz optimiert und die erforderliche Sauerstoffversorgung des Körpers gewährleistet ist.
Unterschieden wird zwischen Einkammer-Schrittmacher und Zweikammer-Schrittmacher. Beim Einkammer-Schrittmacher gibt es eine Elektrode, die im rechten Vorhof oder an der Spitze der rechten Herzkammer platziert wird und im Bedarfsfall elektrische Impulse ans Herz abgibt. Bei der Implantation des Zweikammer-Schrittmachers wiederum wird je eine Elektroden in den rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer verlegt. Diese Schrittmacher dienen dem Ausgleich langsamer Rhythmusstörungen.
Ein Herzschrittmacher wird im Rahmen eines kleinen Eingriffs in örtlicher Betäubung unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut vernäht. Vorher wird/werden die Elektrode/n beziehungsweise Sonde/n durch einen minimalen Hautschnitt in die Vene eingeführt, ins Herz vorgeschoben und dort unter Röntgenkontrolle platziert. Danach erfolgt der Anschluss an den Herzschrittmacher.
Es gibt außerdem auch einen kabellosen Schrittmacher, dieser wird über die rechte Leiste in die rechte Herzkammer implantiert.

 

  • Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
    Die kardiale Resynchronisationstherapie stellt eine Sonderform der Schrittmachertherapie zur Behandlung der schweren Herzinsuffizienz dar, bei denen das Zusammenspiel der beiden Herzkammern gestört ist. Bei der CRT wird eine zusätzliche Sonde in den Coronarsinus eingesetzt und stimuliert die linke Herzkammer. Dadurch wird die Arbeit der beiden Herzkammern wieder synchronisiert, was zu einer Verbesserung der Pumpfunktion, Belastbarkeit und des Überlebens führt.

 

  • Implantierbarer Defibrillator (ICD)
    Hat der Patient bereits einen plötzlichen Herztod überlebt oder leidet an Kammertachykardien, wird ein ICD implantiert. Aber auch bei Patienten, die ein hohes Risiko für das Auftreten dieser Rhythmusstörungen aufweisen, wie zum Beispiel bei einer schweren Herzschwäche oder bei angeborenen elektrischen Erkrankungen, wird prophylaktisch ein ICD implantiert. Bei einem ICD handelt es sich um einen Minidefibrillator, der etwas größer als ein Herzschrittmacher ist und den plötzlichen Herztod verhindern soll. Kommt es zu akuten Ereignissen wie lebensbedrohlichem extremem Herzrasen oder Kammerflimmern, greift der Implantierbare Kardioverter-Defibrillator ein. Bei Kammertachykardie versucht das Gerät, diese durch Überstimulation zu beenden. Ist dies nicht erfolgreich oder liegt ein Kammerflimmern vor, wird ein Schock abgegeben, der die Rhythmusstörung beenden soll. Alle ICDs verfügen über eine Schrittmacherfunktion und können auch mit einer CRT kombiniert werden.

Ein Herzschrittmacher übernimmt bei fehlender Eigenaktivität des Herzens die Impulsbildung und stimuliert so das Herz.

DAS KRANKHEITSBILD. Das Herz wird oft als „der Motor des Lebens“ bezeichnet und schlägt rund 70/min, das heißt, 100.000 mal pro Tag. Es ist auf einen elektrischen Impuls angewiesen, um sich zusammenzuziehen und den Körper mit Blut und Nährstoffen versorgen zu können. Dafür steht ein spezifisches Reizleitungssystem zur Verfügung. Normalerweise wird der Impuls im Sinusknoten gebildet und über die Vorhöfe zum AV Knoten und von dort über spezialisierte Bahnen in die Herzkammer geleitet, was zu einem Zusammenziehen (Kontraktion) des Herzmuskels führt. Dadurch wird das Blut in den Körper gepumpt. Besteht eine Störung der normalen Herzschlagfolge, sprechen Mediziner von Herzrhythmusstörungen. Sie sind vielfältig und können sich ganz unterschiedlich präsentieren. Patient*innen können völlig asymptomatisch sein oder aber einen sehr hohen Leidensdruck aufweisen. Zu den Symptomen zählen Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen und Bewusstseinsverlust, es kann außerdem zu einer schweren hämodynamischen Verschlechterung, Schock und Tod kommen. Herzrhythmusstörungen können sowohl kardiale Ursachen haben, wie zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit (KHK), Herzmuskelentzündung, Herzschwäche, als auch bei extrakardialen Krankheiten wie zum Beispiel einer Schilddrüsenerkrankung auftreten. Des Weiteren können sie bei Herzgesunden vorkommen. Ob eine Herzrhythmusstörung behandelt werden muss, sollte durch den Arzt abgeklärt werden. In diesem Beitrag geht es um Rhythmusstörungen, die durch einen Schrittmacher oder einen implantierbaren Defibrillator behandelt werden können.

 

Schlägt das Herz zu langsam, sprechen Mediziner von einer Bradykardie. Schlägt das Herz zu langsam und unregelmäßig, spricht man von Bradyarrhythmie. Eine Bradykardie ist definiert als eine Herzfrequenz von unter 60 Schlägen, jedoch sind die meisten Menschen bis 50/min asymptomatisch, und bei Ausdauersportler kann die Anzahl der Schläge auch um 40/min betragen. Nicht jede Bradykardie ist behandlungsbedürftig. Sie kann durch eine Störung der Impulsbildung oder der Erregungsleitung verursacht sein.
Schlägt das Herz zu schnell, spricht man von Tachykardie. Auch hier gibt es viele Ursachen. Für den vorliegenden Beitrag zum ICD stehen Kammertachykardien und Kammerflimmern im Fokus. Diese treten meist bei Patient*innen mit schweren organischen Herzerkrankungen, wie koronarer Herzerkrankung, Herzinfarkt oder Herzschwäche auf, aber auch bei primär elektrischen Erkrankungen, und können auch bei sonst Herzgesunden auftreten.
Als Plötzlicher Herztod wird der plötzliche und unerwartete Tod kardialer Ursache bezeichnet, der mit einem plötzlichen Bewusstseinsverlust eingeleitet wird und innerhalb einer Stunde nach Einsetzen der akuten Symptome eintritt. Es können vorbestehende Herzerkrankungen bekannt sein, aber der Zeitpunkt des Todes ist unerwartet. In ca. 55 Prozent ist der Plötzliche Herztod das Erstereignis einer bisher nicht bekannten Herzkrankheit. Rund die Hälfte der Patient*innen hatten jedoch Stunden bis Tage vor dem Ereignis Symptome wie Brustschmerzen, diese aber nicht weiter untersuchen lassen. In der überwiegenden Mehrzahl handelt es sich um tachykarde Rhythmusstörungen und in bis zu 20 Prozent um bradykarde Rhythmusstörungen bis zur Asystolie.

Universitätsklinikum AKH Wien, Abteilung: Univ. Klinik für Innere Medizin II

 

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Klinikguide-Autorin: Sonja Streit